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  Georg F. C. Frick 
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Lithophanien: Die Welt des Biedermeier im Porzellanbild

Veduten und Portraits

 

"Bildniß Sr. Majestät des regierenden Königs von Preußen,
nach Gebauer" - Portrait von Friedrich Wilhelm III.
nach einem Gemälde von Ernst Paul Gebauer (1782-1865)
Lithophanieplatte in originaler Bleiverglasung,
Porzellan, Blei, Glas: 18,8x15,4 cm
KPM 100, um 1838, Berlin, Privatbesitz
 

Um 1838 bestand fast die Hälfte der Bildinhalte der in der KPM produzierten Lithophanien aus Berliner und Potsdamer Veduten und Portraits berühmter preußischer Persönlichkeiten. Dies war nicht nur Ausdruck einer von starkem Patriotismus geprägten Epoche, sondern es entsprach dem Anliegen von Friedrich Wilhelm III und vom Kronprinzen (Friedrich Wilhelm IV.) ihre Interessen, z.B. ihre Bauherrentätigkeit, u.a. in unvergänglichen Porzellanbildern - vor allem in Porzellanmalereien und ab 1832 auch in Lithophanien - zu dokumentieren. In der ersten Hälfte des 19. Jhs. erlebte das biedermeierliche Berlin daher eine beispiellose Hochblüte der Vedutenmalerei, zu dessen Vertretern Eduard Gaertner (1801-1877), aber auch Maler wie Eduard Luetke (1801-1850), Heinrich Hintze (1800-1862), Friedrich Wilhelm Klose (1804-1863) und Carl Daniel Freydanck (l811-1887) gehörten.
Berlin, Preußens Haupt- und Residenzstadt, war im frühen 19. Jahrhundert eine nach Jahren der Kriege und Entbehrungen wieder auflebende Stadt, deren Gesicht nicht zuletzt durch die Bauten Karl Friedrich Schinkels erheblich verändert und deren neuerschaffene Schönheit in der ersten Hälfte des 19. Jhs. in vielfältiger Weise in der Architekturmalerei festgehalten wurde. Die meist kleinformatigen Veduten dienten der KPM häufig als Vorlage für viele auf kostbare Porzellangefäße (Vasen, Teller und Ostereier) gemalte Stadtansichten, die zunächst als Erinnerungsstücke für Charlotte von Preußen gedacht waren, und die der seit 1817 als Gemahlin des späteren Zaren Nikolaus I. im fernen Petersburg weilenden preußischen Prinzessin zum Geschenk gemacht wurden.

 

"Die Familie des Herzogs von Cumberland."
Lithophanieplatte in originaler Bleiverglasung
Porzellan, Blei, Glas: 14,5x18,1 cm
PPM, um 1860, Berlin, Privatbesitz
 

In die Regierungszeit von Friedrich Wilhelm III. fallen zwei aufsehenerregende Kulturereignisse, die für die Reproduktion von Vedutenmalerei und damit für die von der KPM benötigten Vorlagenbeschaffung, von Bedeutung wurden: die Eröffnung des Dioramas in Berlin, 1827, und der Beginn der Lithographieproduktion. Viele Architekturmaler wurden als Lithographen tätig, oder ließen ihre Veduten im Verlag von George Gropius erscheinen, der mit seinen Brüdern das Diorama betrieb. Durch die Berliner Vedutenmalerei und die Verbreitung ihrer Reproduktionen wurde das starke Nationalbewußtsein, das durch die Jahre der napoleonischen Besetzung und durch die Befreiungskriege ausgelöst worden war, unterstützt. Insofern kam das Lichtschirmbild mit klassischen Berliner Sehenswürdigkeiten, wie "Schloß", "[Altes] Museum", "Brandenburger Tor", "Werdersche Kirche", mit den auswärtigen Hohenzollern-Residenzen oder Städten aus den preußischen Provinzen Schlesien und Rheinland, geschmückt, der vorherrschenden patriotischen Gesinnung entgegen. Da die gemalten Vorlagen seit den 30er Jahren des 19. Jhs. auch für Lithophanien genutzt wurden, findet man häufig auf Porzellanmalereien und Lichtschirmbildern dieselben Motive. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. traten Darstellungen von touristisch interessanten Ausflugszielen wie "Illmenau", "Grindelwald", "Alexisbad" oder "Brockenhaus" in den Vordergrund, die als Souvenirs von reisefreudigen Bürgern gesammelt wurden. Das zweite speziell preußische Motivangebot der KPM sind Portraits der königlichen Familie, ihrer Verwandten aus England oder Rußland, oder die Portraits verdienter Persönlichkeiten Preußens aus Politik, Wissenschaft oder Militär (z.B. Prof. Dr. Schleiermacher, von Ranke oder von Ziethen). Zu den erfogreichsten, von Friedrich Wilhelm IV. geförderten Portraitisten gehörte Franz Krüger (1797-1857) und Ernst Paul Gebauer (l 782-1865).

 

"Portrait Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV."
nach einem Gemälde von Franz Krüger (1797-1857)
Lithophanieplatte, Porzellan: 18,6x15 cm
KPM 380, um 1855, Berlin, Privatbesitz
 

Lit: Börsch-Supan, Helmut, Königsphantasien und die Botschaft der Bilder, in:
Ausstellungskatalog Friedrich Wilhelm IV. Künstler und König. Zum 200. Geburtstag,
Neue Orangerie im Park von Sanssouci, Frankfurt 1995
Stand: 06.07.2003   Impressum Datenschutz Seitenanfang